Der 23.Mai 1958
war ein heißer, sonniger Tag und der Freitag vor einem langen Pfingstwochenende. Ein guter Zeitpunkt, um auf die Welt zu kommen. Das tat ich dann auch, in Hamburg- Barmbek (im selben
Krankenhaus übrigens, in dem 25 Jahre später auch mein Sohn zur Welt kam), morgens gegen halb sechs, 59 Zentimeter groß und fast zehn Pfund schwer. Ein richtig dicker Brocken also. Geblieben
ist davon zumindest mein Dickkopf. Netter ausgedrückt: Ich weiß genau, was ich will und lasse mich eigentlich nie von meinen Vorhaben abbringen - auch wenn viele andere oft meinen, es besser zu
wissen.
Fast 14 Jahre lang besuchte ich die Schule (Grundschule Surenland und Gymnasium Farmsen, welches auch der Handlungsort der „Verliebt,...“-Bücher ist) in Hamburg. Zugegeben, 13 Jahre
hätten auch genügt. Aber die 7.Klasse musste ich leider wiederholen, weil ich in den Fächern Mathematik, Biologie und Englisch hässliche, fette Fünfen in meinem Zeugnis hatte. Biologie blieb
weiterhin ein Fach mit sieben Siegeln für mich, und im Abitur steigerte ich das Drama in diesem Fach bis zu einer ekelhaften Sechs. Das Abitur habe ich trotzdem geschafft, meine prinzipielle
Forderung nach Abschaffung der Zensur "6" ist geblieben. Außerdem wusste ich nach der qualvollen Schule: Ich wollte unter gar keinen Umständen studieren!
Zum Glück wollte die Bundeswehr mich nicht haben, so konnte ich sofort eine Ausbildung beginnen. Ich wurde Auszubildender zum Groß- und Außenhandelskaufmann beim "Otto-Versand" in Hamburg; und
habe in dieser Zeit geheiratet. Nach der Ausbildung bin ich noch ein knappes Jahr in dem Versandhaus als kaufmännischer Angestellter geblieben und habe unter anderem Kochtöpfe, Bestecke, Geschirr
und Geschenkartikel auf ihre Qualität geprüft. Nach dem 768. verbogenen Kochtopf und der 2015. verrosteten Gabel hatte ich dann genug, habe gekündigt und mehrere Jahre Kinder- und Jugendgruppen
in politischen Organisationen geleitet. Wir haben viele Aktionen gemacht gegen die geplanten Atomraketen damals in den achtziger Jahren, haben Zeltlager und Ferienfahrten für Kinder organisiert.
In dieser Zeit kam dann auch mein Sohn am 2.10.1983 mit zerknautschtem Gesicht, spitzen Ohren und einem lustigen Haarbüschel auf einer Ohrenspitze zur Welt.
Etwas später hatte ich das erste Mal die Idee, eine Geschichte zu schreiben, in der Kinder ohne Erwachsene auskommen. Es war die Grundidee für mein erstes Buch "Level 4 - Die Stadt der Kinder",
das ich aber erst viele Jahre später geschrieben habe. In dieser Zeit habe ich auch die ersten Erfahrungen mit Computerspielen gesammelt. PC gab es damals noch nicht. Wir spielten mit den Kindern
am C 64, ein erster Spielcomputer mit Diskettenlaufwerk (von einer Festplatte wagten wir nicht einmal zu träumen). Dieser Computer hatte eine Speicherkapazität von 64 Kilobyte (daher der Name).
Ein durchschnittlicher PC kann heutzutage Hunderttausende mal so viele Daten speichern. Trotzdem konnte man mit dem C 64 ganz nett spielen. Das war ungefähr 1985.
Aber alles geht einmal zu Ende, nicht nur meine Ehe, sondern auch diese Arbeit. So gibt es Tage, die man in seinem ganzen Leben nicht vergisst. Der 6. August 1988 war so ein Tag: morgens um zehn
wurden meine Frau und ich geschieden (aber wir waren schon drei Jahre getrennt), abends um 18 Uhr trennte sich meine Freundin von mir. Und ich wurde arbeitslos. Wenn das kein Grund für ein
Neubeginn war!
Mehr als ein Jahr lang hatte ich keine Arbeit. Das Arbeitsamt hat mir zwar (sehr wenig!) Geld gegeben, aber keine Arbeit vermittelt. Was sollte ich machen? Ich nutzte die Zeit, um das zu tun, was
ich eigentlich schon als Schüler machen wollte: Journalist werden! Ich absolvierte einige Praktika. Danach hatte ich dann immerhin schon ein paar kleinere Aufträge als freier Journalist. Gerne
hätte ich eine Festanstellung gehabt, aber niemand wollte mich. Nach 50 erfolglosen Bewerbungen habe ich es aufgegeben und mich mit einem guten Freund in einem Café getroffen.
Dort haben wir beschlossen: wenn kein Unternehmen uns haben will, gründen wir eben ein eigenes. So mieteten wir einen 25 qm großen Raum und eröffneten ein Redaktionsbüro namens SIGNUM. Das war
1990. Und siehe da: es funktionierte. Die Aufträge mehrten sich und eines Tages bekam ich sogar die Möglichkeit, als Nachrichtenredakteur bei einer Regionalsendung von SAT1 zu arbeiten. Vier
Jahre habe ich schließlich als (freiberuflicher) Fernsehredakteur mit verschiedenen Aufgaben bei SAT.1 gearbeitet. Die meiste Zeit davon im Nachtdienst beim Frühstücksfernsehen in Berlin.
Zusätzlich schrieb ich nach wie vor Reportagen und Berichte für Zeitungen und Zeitschriften.
Und nebenbei habe ich hobbymäßig begonnen, die Idee meiner ersten Kindergeschichte umzusetzen. Ich schrieb das Buch "Die Stadt der Kinder". Das war 1992/1993. Aber die meisten wollten es nicht
haben. Manche Verlage meinten, Kinder, die sich für Computer interessierten, würden nicht lesen! Ist das nicht ein hanebüchener Unsinn? Das habe ich mir damals jedenfalls gedacht, obwohl es
wirklich noch überhaupt keine Computergeschichten für Kinder gab. Ich dachte mir: "Jetzt erst recht! Wenn keiner mein erstes Buch will, schreibe ich eben mein zweites!" (siehe mein Dickkopf am
Anfang des Textes). Es war "Der Ring der Gedanken". Das erste Buch habe ich natürlich weiterhin angeboten. Anfang 1994 war auch das
zweite Buch fertig. Und siehe da: der 34. Verlag, den ich angeschrieben hatte, der ALTBERLINER VERLAG, wollte plötzlich mein erstes Buch haben! Im September 1994
erschien es mit einem wunderschönen Umschlag von Karoline Kehr. Da habe ich mich mächtig gefreut! Und viele Kinder offenbar auch. Denn das Buch ließ sich verdammt gut verkaufen. Mittlerweile (im
Sommer 2001) liegt bereits die 8. Auflage als Hardcover und auch die 8. Auflage im Taschenbuch vor, insgesamt also schon 16 Auflagen nur in Deutschland! Viele Verlage, die das Buch damals
abgelehnt hatten, hätten es heute wohl auch gerne in ihrem Programm. Zu spät! Ätsch! Das haben sie nun davon!
Klar, dass der Altberliner Verlag dann auch mein zweites Buch veröffentlicht hat. "Der Ring der Gedanken" erschien im Frühjahr 1995 und verkaufte sich auch sehr gut. Das hat mir Mut gemacht,
fleißig weiterzuschreiben. Und es hat mir mehr und mehr Spaß gemacht. Im Herbst 1995 folgte mein Tierkrimi "Heiße Spur aus Afrika",
im Frühjahr 1996 "Achtung! Zeitfalle!", und im Herbst 1996 wurde parallel dazu eine neue Krimireihe geboren: der Kurierdienst Kinderkrimis mit seinem ersten Band "Die
Rollschuhräuber". Diese Serie erhielt inzwischen den Kinderkrimipreis „Emil“. Beide Reihen werden fortgesetzt.
Das Café, in dem ich mich 1990 mit meinem Freund getroffen habe, hat längst dicht gemacht. SIGNUM aber gibt es immer noch als Redaktionsbüro und bis vor einiger Zeit auch als Fotoagentur. Das
finde ich ganz toll, auch wenn ich inzwischen nicht mehr dabei bin. Denn mittlerweile mache ich nichts anderes mehr als Kinder- und Jugendbücher zu schreiben. Und das ist nun wirklich mein
Traumberuf, denn den kann man überall ausüben: zu Hause, im Garten, im Urlaub. Ich kann mir meine Zeit selbst einteilen, meine Einfälle zu Papier bringen und Tausende Kinder freuen sich darüber.
Etwas Tolleres kann es doch nicht geben, oder? Es ist wirklich ein schönes Gefühl, wenn man sein Hobby (siehe oben: mein erstes Buch) zum Beruf gemacht hat!